Kinderbuch

Das queere Kinderbücher-Special (Part 1.1)

representation matter! Repräsentationen sind wichtig!

Ich liebe queere Kinderbücher! Auch wenn ich längst kein Kind mehr bin, begeistere ich mich für die bunte, gezeichnete und kurzen Geschichten, die mit Neugier, Staunen und unmittelbaren Emotionen auf die Welt schauen. Mittlerweile gibt es – zum Glück – eine immer größer werdende Anzahl an diversen Kinderbüchern. Das war zu meiner Kindheit leider nicht so. Als queeres Kind hatte ich ein einziges Kinderbuch, in der schwul oder lesbisch geliebt wurde. Geschweige denn, dass sich ein Charakter unsicher in der eigenen Geschlechtsidentität gewesen wäre. Es hat einfach nie stattgefunden und über queere Themen wurde nicht gesprochen. Oder zumindest nicht in einer positiven Art und Weise.

Doch in den letzten Jahren hat die Auseinandersetzung mit Vielfalt und diversen Repräsentationen in der Kinder- und Jugendliteratur endlich auch ihren Weg in die breite Mehrheitsgesellschaft gefunden. Es gibt nicht nur weiße Jungs, die Abenteuer erleben und sich in Mädchen verlieben, sondern ganz unterschiedliche Kinder, die eine vielfältige Welt erfahren und erleben.

Und das ist für Kinder und Jugendliche so wichtig. Denn es ist wichtig, sich selbst in Geschichten wiederzufinden, um die eigene Umwelt besser verstehen zu können und im eigenen Sein bestärkt zu werden. Oder einfach die Welt in ganz vielen verschiedenen Aspekten kennenzulernen. Das hätte ich mir sehr gewünscht und das hätte für mich auch einiges in Kinder- und Jugendzeiten leichter gemacht.

Deshalb starte ich ein queeres Kinderbuch Special, in dem ich nach und nach queere Kinderbücher vorstellen will. Es soll darum gehen, warum sie sich eigenen, was in ihnen angesprochen wird und worauf vielleicht noch aufgepasst werden muss. Denn leider sind auch in queeren Geschichten andere Stereotype versteckt, die vielleicht nicht auf den ersten Blick auffallen. Gerade, wenn mensch selber keinen Kontakt zur queeren Community und deren Themen hat.


Jessica Love – Julian is a mermaid

Das Kinderbuch »Julian is a mermaid« ist eines meiner absoluten Favoriten. Zum einen schaffen es die Illustrationen in einen wirklichen Strudel zu ziehen, ganz wie Meerjungfrauen im Wasser. Und zum anderen wird eine herzliche und empowernde Geschichte von Julian erzählt, die Lust macht, direkt mit Julian und der Oma selbst als Meerjungfrau auf ein Straßenfest zu gehen.

Darum geht’s:

Julian sieht zusammen mit seiner Oma im Zug Frauen, die als Meerjungfrauen gekleidet sind – und ist sofort fasziniert. Er will auch eine Meerjungfrau sein. Zu Hause angekommen schnappt er sich Vorhang, Pflanzen, Lippenstift und die Verwandlung beginnt. Doch was wird die Oma dazu sagen?

Besonders zu genießen:

Hier wird eine herzerwärmende Geschichte von Sehnsucht und Träumen erzählt, die positiv unterstützt wird. Denn die Oma ist auf Julians Seite und lässt ihn seine Meerjungfrauen-Phantasie voll ausleben. Und nicht nur dass, sondern sie geht mit ihm zusammen auf ein Straßenfest. Das ist vielleicht der wichtigste Schritt, denn es ist auch die positive Bestärkung für Julian im öffentlichen Raum. Die Oma zeigt ihm damit, dass er sich nicht schämen braucht, sondern selbstbewusst seine Meerjungfrauen-Phantasie ausleben kann.
Zudem haben wir mit Julian einen Schwarzen Jungen als Hauptfigur, was zusätzlich empowernd für Schwarze und queere Kids of Color ist.

Beschäftigt sich mit:

Das Buch eignet ich gut, um über Themen wie Geschlechterrollen, genderspezifische Kleidung und Gender-Performance und damit auch im weitesten Sinne über Drag zu sprechen.

Alter:

ab 4 Jahren.

Das Buch ist mittlerweile auch auf Deutsch erschienen im Knesbeck Verlag (übersetzt von Tatjana Kröll).


Linda de Haan, Stern Nijland – König und König

»König und König« war, als es 2001 das erste mal auf Deutsch erschien, eines der ersten queeren Kinderbücher überhaupt. Und damit es heute schon lange ein Klassiker. Erzählt wird entsprechend klassisch die schwule Version der klassischen Brautwerbung aus den Märchen.

Darum geht’s:

Die alte Königin will endlich in den Ruhestand gehen. Doch um König werden zu können und die Nachfolge anzutreten, muss der junge Prinz erst mal heiraten. Nach einem langem hin und her lässt er sich darauf ein, eine passende Prinzessin zu finden. Eine nach der anderen wird ihm vorgestellt, doch irgendwie scheint es nie zu funken. Bis sein Herz für einen anderen zu schlagen beginnt.

Besonders zu genießen:

Hier regiert eine souveräne Königin, was schon mal toll ist. Und dann wird sie auch noch von einem schwulen Königspaar beerbt – nimm das verstaubte Monarchie. Auch wenn die Königin erst heteronormativ davon ausgeht, dass ihr Sohn eine Prinzessin heiraten muss, ist es am Ende überhaupt kein Problem und keine Diskussion, dass er einen Prinzen liebt. Schwul sein wird hier nicht als Problem gesehen, sondern vielmeher als ein eigenes Entdecken der Sexualität.
Die collagierten Illustrationen sind schön verspielt und ansprechend bunt – da gibt es immer wieder etwas neues zu entdecken. Das kleine Highlight ist, dass selbst die königliche Katze hat ein Krönchen trägt.

Vorsicht bei:

Leider gibt es die klassische Brautschau. Eine »Auswahl« an Prinzessinnen, aus der der Prinz wählen soll ist ein sexistisches Trope, auf dass auch gerne hätte verzichtet werden können. Zudem ist die eine Prinzessin of color sehr stereotyp dargestellt.

Beschäftigt sich mit:

Hier geht es um schwule Liebe und im weiten Sinne um sexuelle und romantische Vielfalt, denn im Königinnenreich neben an kann das lesbische Paar regieren.

Alter:

ab 4 Jahren.

Das Buch ist auf Deutsch im Gerstenberg Verlag erschienen.


Du willst noch mehr queere Kinderbücher? Dann HIER für Part 1.2!

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